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Kaufberatung SUP-Paddel

8. Juni 2021


Interview mit Carsten Kurmis, 
WaveSUP Pionier, Starboard Teammanager, -rider und Außendienst, Mitglied im VDWS Lehrteam

Eliane Droemer: Carsten, Du hast viel Kontakt zu Profipaddlern, aber auch zu Shops und Stationen. 

Angenommen ich bin Einsteiger und will zunächst nicht zu viel für ein Paddel ausgeben, worauf kann ich dennoch achten?

Auch als Einsteiger ist die Wahl des Paddels eine der wichtigsten Entscheidungen. Schließlich wird es am meisten bewegt und das Gewicht, das Material sowie die Blattform entscheiden darüber, ob es wirklich Spaß macht und die Möglichkeit bietet, Paddeltechnik zu erlernen.

Konkret: Das Paddel sollte keinen Aluschaft haben. Aluminium ist ein totes Material ohne Flex, ohne Response, dabei schwer und steif, was nicht gut für die Knochen ist.

Also besser einen längenverstellbaren Schaft aus Fiberglas. Diese Paddel haben einen harmonischen Flex, sind wesentlich leichter und gehen nicht unter wie die Alupaddel.

Muss das Paddelblatt robust sein, da es beispielsweise von den Kindern auch für „Sandburgen bauen“ benutzt wird, ist ein Blatt aus Spritzguss, also Kunststoff sinnvoll. Solche wie das Starboard Tufskin (780 Gramm) oder die in den Sets inklusive sind. Wer SUP als Sport nutzen will, kann sich schon an Paddel orientieren, die einen Schaft mit Carbonanteil haben.

Das heißt, wieviel Euro sollte ich für ein Paddel mindestens einplanen?

Für Paddel aus Fiberglas-Spritzguss ab 90 Euro und je mehr Anteil an qualitativem Carbon – denn hier gibt es Unterschiede – enthalten ist, umso leichter und umso teurer wird es.

Zum Thema Carbon kommen wir gleich, zunächst noch die Frage, wie lassen sich Qualitätsunterschiede schnell feststellen?

Neben dem Gewicht und dem genannten Schaftmaterial ist die Form des Blattes sehr wichtig. Sie entscheidet darüber, ob das Paddel sich überhaupt leicht und effizient paddeln lässt oder ob es mühsam ist. Mit manchen günstigen Modellen, die auch oft im Set angeboten werden, ist schlichtweg keine  gute Paddeltechnik möglich. Denn die Form des Blattes ist sehr wichtig für den Strömungsverlauf. Die Beratung im Fachhandel ist hier sehr wichtig.

Auch unter den effizienten Blattformen gibt es Unterschiede. Was hat es damit auf sich?

Touring oder Race Paddelblätter wie das Starboard Lima sind für jede Phase des Paddelschlags im Geradeauslauf optimiert und bieten einen sehr effizienten Vortrieb. Das bedeutet, sie sind schmaler angelegt, wodurch das Eintauchen (Catch) mit weniger Fläche in der Spitze „leiser“ und effektiver möglich ist, ebenso wie das Herausholen (Release). Für die volle Leistung sollte das Blatt komplett unter Wasser getaucht sein.

Ein Paddelblatt mit der klassischen Tropfenform und Allrounder Eigenschaften wie das Enduro ermöglicht einen Mix aus gutem Vortrieb und guter Manövrierfähigkeit. Hier erreicht das Blatt schon einen Effekt, wenn es nur zu einem Drittel eingetaucht wird. Daher ist diese Blattform auch anfängerfreundlicher.

Wenn ich schon eine Weile Stand-Up-Paddling betreibe, welche Fragen sollte ich mir stellen, wenn ich EIN Paddel für alles kaufen möchte, also heimischer See, leichtes Fließgewässer und den Urlaub.

Vor dem Kauf des Paddels, wie auch beim Board frage ich mich: Was mache ich am meisten, also wo und wie paddel ich und wo kann ich Abstriche machen. Zudem: Nutze ich es allein oder mehrere Personen.

Ein zweiteiliges Paddel mit den genannten Qualitätsmerkmalen und einem Blatt in Tropfenform ist sicher die universale Lösung für verschiedene Einsatzbereiche und Paddler.

Wenn ich zu 80 % auf Seen Touren unternehme und mein Paddel allein nutze, ist ein fixes Touring Paddel wie das schmalere Starboard Lima passend.

Ein einteiliges Paddel, also fix und nicht verstellbar, schneide ich auf meine Länge zu. Diese Paddel haben natürlich das geringste Gewicht und beim Seitenwechsel „fließt“ der Schaft ohne störende Klemme durch die Hand. Das kommt jedoch nur in Frage, wenn man seine fixe Länge herausgefunden hat und bei einer Disziplin bleibt.

Ein dreiteiliges Paddel wähle ich nur, wenn es für einen kompakten Transport nötig ist, wie beim Fliegen oder auf dem Fahrrad.

Wenn auf einem Paddel „Carbon“ steht, kann ich automatisch davon ausgehen, dass es leicht und gut ist?

Von der Angabe „Carbon“ sollte man sich nicht blenden lassen. Es gibt deutliche Qualitätsunterschiede beim Carbonmaterial und der Verarbeitung. Ein schlechtes Carbonpaddel kann sogar schwerer sein als ein gutes Fiberglaspaddel. Wichtige Merkmale sind zunächst Gewicht und Preis zu vergleichen, die Blattform zu beachten und sich im Fachhandel beraten zu lassen.

Vollcarbon bedeutet übrigens nicht maximal steif. Bei Starboard haben wir 100 % Carbon Paddelschäfte in fünf verschiedenen Steifigkeiten je nachdem wie die Faser gelegt sind und wieviele Lagen. Egal ob Vollcarbon und Carbonanteilig – der Flex hängt also auch davon ab, ob das Carbon unidirektional, biaxial oder triaxial verlegt ist und in welchem Winkel.

Carbon muss mit Harz getränkt werden und auch hier gibt es Unterschiede, wieviel Harz verwendet wird und welcher. Bei den Starboard Prepreg Paddeln, die einteilig nur ab 383 Gramm wiegen, wird der Mantel des Schafts mit Bio-Harz getränkt und dann wieder rausgepresst, wodurch ein minimaler Anteil Harz erforderlich ist. Das hat natürlich Auswirkungen auf das Gewicht, entsprechend ist dieses Verfahren aufwendiger und teurer.

Der Kantenschutz ist wichtig, er muss jedoch nicht nur außen sichtbar sein. Bei qualitativen Paddelblättern ist zum Beispiel sehr hochwertiges Carbon eingespritzt um zur Kante hin die Steifigkeit zu erhöhen.

Je dicker ein Schaft ist, um so anstrengender für die Unterarm-Muskulatur. Daher gibt es verschiedene Durchmesser und auch Formen. Der Vorteil von einem ovalen Schaft ist, dass man immer die Ausrichtung des Paddelblatts fühlt. Die Schaftform ist ebenso wie die Form des Griffs aber auch Geschmackssache.

Sollte man für ein Kind ein extra Paddel kaufen?

Der Paddelspaß wird für Kinder deutlich erhöht, wenn sie ein Paddel haben, dass über einen dünneren Schaft, kleineres Blatt und geringes Gewicht verfügt. Also besser nicht das Günstigste kaufen, denn das ist oftmals auch das Schwerste.

Günstige Paddel > rund 100 Euro, zweiteilig teilweise mehr als 900 Gramm
Mittelklasse-Paddel > rund 150 bis 250 Euro, zweiteilig um die 700 Gramm
Starboard Prepreg Carbon > 399 Euro, ab 383 Gramm

Bei rund 2000 Paddelschlägen pro Stunde ist schon ein kleiner Gewichtsunterschied für jeden spürbar und beeinflusst deutlich den Paddelspaß.

Starboard SUP Germany – Stand-Up Paddling (star-board-sup.de)

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