Lawinenlagebericht in userfreundlichem Look//
Der Lawinenwarndienst Bayern ist zum Winter 23/24 mit einer neuen Internetseite in die Saison gestartet, was eine echte News ist. Schließlich kann hier eine gute Darstellung zu mehr Sicherheit führen, indem mehr Menschen den Lagebericht lesen und verstehen.
Der Lawinenlagebericht ist für den bayerischen Alpenraum unter www.lawinenwarndienst.bayern.de
abrufbar. Zudem kann er als E-Mail-Newsletter abonniert werden. Wichtig ist: Ab 18 Uhr ist jeweils der Lagebericht in deutscher und englischer Sprache für den Folgetag publiziert. Somit ist er als Planungsgrundlage für winterliche Aktivitäten im Gebirge zu verwenden und ist hierfür ein unverzichtbarer Informationsbaustein. Das Layout, die Menüführung sowie die Darstellung der Inhalte wurden auf der Website grundlegend überarbeitet, um Wintersportler und die Bewohner in den entsprechenden Gebieten anschaulich mit lawinenrelevanten Informationen zu versorgen.
Neu ist der Menüpunkt Blog & Wissen, unter dem sich Beiträge wie zum Beispiel „Den Lawinenlagebericht richtig lesen“ finden. Unter „Pressespiegel“ finden sich aktuelle Medienbeiträge zum Lawinenwarndienst Bayern. Ergänzend geben Messdaten und Webcams Informationen zur allgemeinen Schnee- und Witterungslage.
Das Herzstück: Der Lawinenlagebericht
Er beschreibt die zu erwartende Lawinensituation für
die nächsten 24 Stunden und ist somit eine Prognose. Er gilt für den bayerischen
Alpenraum und ist nach der europaweit
einheitlichen Informationspyramide aufgebaut.
Die durchdachten Symbole sind schnell zu erfassen, daher sehen Wintersportler
hier auf einen Blick:
- die Landkarte mit den 10 bayerischen Teilregionen, jeweils in der Farbe der Gefahrenstufe/n eingefärbt.
- Wie hoch ist die Gefahrenstufe? Hier wird von eins bis fünf unterschieden.
- Was ist das Problem? Welche der fünf klassifizierten Lawinenprobleme herrschen vor.
- Wo ist das Problem? Die davon am stärksten betroffenen Hangrichtungen (Exposition) und die Meereshöhe.
Beim Klick in die Karte oder auf eine der 10 Teilregionen im Text sind weitere wichtige Details zu lesen, nämlich: Warum besteht das Problem?
- die Beurteilung der Lawinengefahr: Diese beinhaltet unter anderem die Auslösebereitschaft von Lawinen, die Häufigkeit der Gefahrenstellen und mögliche Lawinengrößen
- den Schneedeckenaufbau und die Wetterentwicklung
Tipp: Jeden Tag den Bericht für das gleiche präferierte Gebiet lesen. So gewöhnt man sich an die Terminologie, bekommt über den Winter hinweg ein Gefühl für die Gefahrenquellen und Gefahrenmuster und kann die Empfehlungen mit der eigenen Erfahrung vergleichen.
hier den tagesaktuellen Screenshot einfügen https://lawinenwarndienst.bayern.de/ ]
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Dr. Thomas Feistl, Leiter vom LWD Bayern: „Der Ausgabezeitpunkt ist mit den Lawinenwarndiensten Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Kärnten und Steiermark abgesprochen. Wir verwenden auch die gleiche Eingabemaske und Darstellung des Lawinenlageberichts. Eine Anpassung an den Ausgabezeitpunkt von Tirol, der Schweiz und Italien steht zur Diskussion, kann aber erst erfolgen, wenn alle genannten Warndienste dem zustimmen. Wir arbeiten daran.“
Anmerkung der Redaktion zum Ausgabezeitpunkt der Lawinenlageberichte:
17h: Tirol, Südtirol, Trentino, Schweiz, Italien, Frankreich
18h: Steiermark, Bayern, Vorarlberg, Kärnten, Nieder- und Oberösterreich, Salzburg
Schnellster Datentransfer vom Berg in die Landeswarnzentrale
Die hohe Genauigkeit des Lawinenlageberichts kommt nicht von ungefähr. Ein großer technischer Aufwand und die akribische Arbeit der Prognostiker samt ihres Netzwerks sind für diesen außerordentlichen Service erforderlich. 19 Messstationen liefern dem LWD täglich unzählige Daten. Zudem werden fortwährend Schneeprofile und Berichte von externen Beobachtern geliefert wie den 404 Ehrenamtlichen der 34 bayerischen Lawinenkommissionen. LWD Chef Feistl: „Wir sind ein bis zweimal die Woche selbst im Gelände, dann meist mit den Ehrenamtlichen zur Ausbildung oder um aktuelle Problemsituationen zu besprechen.“
Für die Gestaltung der neuen Website hat der LWD Bayern mit LO.LA zusammengearbeitet, einem österreichischen Unternehmen, das bereits für viele lokale Lawinenlageberichte – eben LO.LA – die Informationstechnologie entwickelt hat. Sachverständiger Walter Würtl von LO.LA: „Die Website stellt auch eine Informationsquelle für Expert:innen, insbesondere die Lawinenkommissionen dar. Diese haben über eine spezielle App Zugang zu wesentlich detaillierteren – aber auch schwieriger interpretierbaren Rohdaten.“ Auch die Kommunikation in die andere Richtung wird wesentlich erleichtert: Die Kommissionsmitglieder können direkt im Gelände über das spezielle Tool schnell Rückmeldungen geben wie zur Schneesituation, zu Schneeprofilen sowie die Meldung von Lawinenereignissen. Somit ist der Informationsaustausch standardisiert, sofort erfasst und hilft den Prognostikern bei der noch exakteren Erstellung des Lawinenlageberichts.
Mit vier tödlichen Lawinenunfällen waren im Winter 22/23 in Bayern außergewöhnlich viele Opfer zu beklagen. Damit die genaue Prognose Wirkung zeigt, muss sie gelesen und verstanden werden. Dazu noch ein Tipp von Chefprognostiker Feistl: „Anfängern raten wir, sich in Tourenkursen mit dem Thema Lawinen vertraut zu machen, mit Bergführer oder alpinem Verein unterwegs zu sein bevor man selbst ins Gelände geht. Eine gute Tourenvorbereitung (Lawinenlagebericht, Tourenbeschreibungen, lokale Bergschulen, Tourismusämter kontaktieren) ist wichtig, genauso wie sich das Risiko vor Ort vor Augen zu führen und im Zweifel umzukehren oder einen risikoarmen Plan B zu haben. Sicherheitsausrüstung (LVS, Schaufel, Sonde, Helm, Smartphone obl., Airbag zu empfehlen) versteht sich von selbst.“
Der LWD Bayern
- gegründet 1967
- Hauptaufgabe: Vorbeugung vor Gefahren durch Schneelawinen im bayerischen Alpenraum
- Landeswarnzentrale in München
- Leiter: Dr. Thomas Feistl, stellvertretender Leiter: Christoph Hummel
- 34 Lawinenkommissionen
- 404 ehrenamtlich tätige Personen
Veröffentlichung des Textes mit Rücksprache an Eliane Droemer.
Bild 1: LWD Leiter Dr. Tomas Feistl testet die Stabilität der Schneedecke
Bild 2: „Fischmaul“. Ansatz einer Gleitschneelawine